SPARRING – WARUM DU ES NIEMALS VERNACHLÄSSIGEN SOLLTEST (TEIL 1) - BATOUSAI
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SPARRING – WARUM DU ES NIEMALS VERNACHLÄSSIGEN SOLLTEST (TEIL 1)

von {{ author }} Seyhan Tayfun Sahinbas an Jan 22, 2022

Wenn du ein guter Boxer werden willst, und zwar völlig egal in welcher Kampfsportart, musst du Sparring betreiben. Nichts ist näher an der Realität als Sparring, meiner Meinung nach ist es ein Muss. Egal wie gut deine Technik ist, wie gut deine Form auf der Matte ist, wenn du nicht die Gelegenheit nutzt, gegen einen Gegner zu sparren, wird das sehr wenig zählen. Ich will nicht an Wettkämpfen teilnehmen höre ich dich sagen, das macht nichts. Du musst nicht an Wettkämpfen teilnehmen, um zu sparren aber es macht dein ganzes Training lohnenswert. Es kommt alles zusammen und du schuldest es dir selbst, dein Potential voll auszuschöpfen. Du hast mit dem Boxen aus einem bestimmten Grund angefangen, oder? Selbst wenn du mit dem Boxen eher wegen des Trainings und der damit einhergehenden Gewichtsabnahme angefangen hast. Ich persönlich habe ich noch nichts gefunden, was so effektiv ist wie Sparring, um Fett zu verbrennen.

Bruce Lee sagte einmal in einer Diskussion über Jeet Kune Do: “Denken Sie daran, dass das eigentliche Sparring das Nonplusultra ist, und das Training ist nur ein Mittel dazu.

Das wäre so, als würde man die Theorieprüfung für das Autofahren ablegen, sich dann aber nie die Mühe machen, Fahrstunden zu nehmen, um das Autofahren zu erlernen. Man muss sich also proaktiv in eine Art Prüfungssituation versetzen, um zu der Erkenntnis zu gelangen, ob das zuvor Erlernte auch tatsächlich effektiv umgesetzt werden kann.
Jeder von uns kennt es aus dem eigenen Training. Wir haben es alle schon einmal beobachtet, dass jemand großartig aussieht, wenn er auf die Boxpratzen oder den Sandsack schlägt. Manchmal schlägt derjenige so hart auf den Sandsack oder die Pads, sodass diese lauten und schnappenden Geräusche durch die ganze Trainingshalle scheppern – wie als würde man seine Autofußmatten an einer Hauswand abklopfen. Der ein oder andere stellt sich dann möglicherweise die Frage, ob man gegen so jemanden im Ring auch nur eine Runde überstehen könnte.

Nun, die Frage lässt sich ganz einfach beantworten. Wenn derjenige keine oder nur wenig Sparringserfahrung vorzuweisen hat, wird er Ihnen sehr wahrscheinlich nicht viel antun können. Und zwar deshalb, weil hartes Training und eine ausgefeilte Technik sicherlich erstrebenswert sind, aber das alleine wird nicht viel ausmachen. Um im Kampfsport ein ganzheitlicher und vollendeter Athlet zu sein, braucht es eben auch das Sparring.

TIMING IST ALLES!

Ohne Sparring verpasst du den wohl wichtigsten Aspekt von allen – das Timing.
Diejenigen unter euch, die sparren, werden genau wissen, wovon ich spreche, wenn ich euch bitte, an eine Zeit zurück zu denken, in der Ihr ein paar Wochen oder Monate nicht gesparrt habt und dann nach der Pause wieder in den Ring steigt.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass du die kleinen Fenster der Gelegenheit, einen Schlag zu landen, verpasst hast, weil deine Augen es zwar sehen und dein Gehirn wusste, was zu tun war, aber zu dem Zeitpunkt, als du einen Schlag ausgeführt hast, war die Chance bereits vorbei. Das nennt man einen Mangel an Timing, der durch “Ringrost” entsteht.
Und wenn du nicht regelmäßig sparrst, wirst du dein Timing nicht hinbekommen. Das Ergebnis ist ein “chaotischer” Kampf, Schläge gehen daneben, und du wirst unweigerlich von Schlägen getroffen, die du normalerweise, d.h. mit regelmäßigen Sparringseinheiten nicht abbekommen hättest.

Beim Sparring kann man sich auch daran gewöhnen, ein sich bewegendes Ziel zu treffen. Es ist sehr einfach, die Boxpratzen oder den Sandsack zu treffen, die ein stationäres Ziel darstellen, aber versuche mal, einen sauberen Schlag auf jemanden zu landen, der sich im Ring bewegt. Das stellt ganz andere Herausforderung dar.
Du kannst vielleicht ein paar Bomben auf dem Sandsack landen, aber deine Füße richtig einzusetzen und genug Kraft aufzubringen ist viel schwieriger, wenn sich dein Gegner um dich herum im Ring bewegt.

„Du musst erfahren, wie es sich anfühlt, getroffen zu werden.“
(Seyhan Tayfun Sahinbas, Owner & Head Coach, Tayfun Sports)

Wie Mike Tyson einmal sagte: “Jeder hat einen Plan, bis er ins Gesicht geschlagen wird”.
Wenn du noch nie einen Schlag ins Gesicht bekommen hast, kannst du auch noch so eine perfekte Technik haben, aber sobald du einen harten Jab oder Cross ins Gesicht bekommst, wird dich das aus dem Konzept bringen. Und zwar deswegen, weil die meisten Hobbyboxer es einfach nicht gewohnt sind, dass jemand zurückschlägt und nicht gewohnt sind, mit Schlägen zu kontern, während jemand anderes versucht, Schläge auf sie zu landen. Du wirst bald feststellen, dass es nicht so schlimm ist, getroffen zu werden, solange man damit rechnet und bereit ist, dieses kalkulierte Risiko einzugehen. Außerdem solltest du beim Sparring immer sowohl einen Kopfschutz als auch einen Mundschutz tragen, besonders Letzteres. Zu deiner eigenen Sicherheit solltest du nicht sparren, wenn du diese beiden Ausrüstungsgegenstände nicht im Training dabeihast.

Wenn Du nicht am nächsten Tag mit einem blauen Auge zur Arbeit gehen willst, dann investiere in einen Kopfschutz, der größer ist als der Standard-Kopfschutz, so dass er ein größeres Ziel für deinen Gegner darstellt. Der Nachteil ist zwar, dass der Kopfschutz womöglich deine Sicht etwas einschränkt und du dich daran gewöhnen musst (Stichwort „peripheres Sehen“). Aber er schützt die Nase und hat mehr Polsterung um den Kopf herum, sodass die Wahrscheinlichkeit einer Verletzung auf ein durchaus akzeptables Mindestmaß reduziert wird.
Ich kann mit ziemlicher Sicherheit behaupten, dass du dich mit einem qualitativ hochwertigen Kopfschutz in Kombination mit einem Mundschutz nicht verletzen wirst.

Und damit wären wir am Ende von Teil 1. Im nächsten Teil dieses Beitrags werden wir uns mit weiteren positiven Aspekten des Sparrings beschäftigen.

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