SPARRING HILFT BEI DER ADAPTION UND ERKENNUNG VON SICH SCHNELL BEWEGENDEN ZIELEN
Wenn du zum ersten Mal mit Sparring beginnst, fühlt sich alles an, als ob es mit 100 km/h abläuft. Aber je öfter du sparrst, desto mehr gewöhnt sich dein Auge an die schnell bewegenden Schläge deines Gegners und du wirst feststellen, wie sich auch dein Denken beschleunigt. Am Anfang passieren die Dinge so schnell, dass du nicht weißt, wie du reagieren sollst. Und Du verpasst viele Chancen, Schläge oder Konter zu landen, aber je mehr du sparrst, desto einfacher wird es. Du fängst an, Schläge kommen zu sehen, rechtzeitig auszuweichen, Konter zu landen, deinem Gegner Fallen zu stellen und Finten zu schlagen.
Dein Körper wird mit der Zeit zwangsläufig vollkommen autonom Energie einsparen, sobald du dich an die Stresssituation, an das Sparring gewöhnt hast. Sparring ist extrem ermüdend. Deine mentale Energie ist maßgeblich von deiner geistigen Widerstandsfähigkeit, deiner Resilienz, deiner „Nerven“ abhängig. Wenn du nervlich oder mental angespannt bist, verbrauchst du automatisch mehr Energie und ermüdest demzufolge auch viel schneller, sei es aus beruflichen oder privaten Gründen oder weil du noch nie mit solch einer enormen Stresssituation wie Sparring konfrontiert warst. Du musst begreifen, dass dieser Zustand der Anspannung, diese Aufregung vor jeder Sparringseinheit eintreten wird, und zwar vollkommen egal wie oft du in deinem Leben gesparrt hast. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Und jeder der das Gegenteil behauptet, lügt dich schlichtweg an. Aber je öfter du sparrst, desto ruhiger und gelassener wird dein Geist, sodass du lernst, mit dieser Stresssituation umzugehen.
TECHNISCHES SPARRING ALS WERKZEUG ZUR LEISTUNGSÜBERPRÜFUNG
Alles, was du auf den Matten, beim Schattenboxen oder am Sandsack übst, musst du auch im Sparring abrufen können. Du musst üben und herausfinden, welche Technik oder Strategie funktioniert und welche nicht. Wenn du zum Beispiel deine Doppeldeckung am Sandsack fallen lässt, wirst Du keine Konsequenzen spüren. Wenn du aber das Gleiche im Sparring tust, wirst du sehr schnell folgendes feststellen: 1) Aktion gleich Reaktion. Dieses Prinzip ist ein Newtonsches Gesetz und besagt, dass bei der Wechselwirkung zwischen zwei Körpern jede Aktion gleichzeitig eine gleich große Reaktion (Gegenkraft) erzeugt. Im übertragenen Sinne bedeutet dies im Sparring, dass dein Gegner deine Nachlässigkeit ausnutzen und dich vermutlich ins Gesicht schlagen wird. 2) Und damit einhergehend wird ein kluger Sparringspartner jede nur erdenkliche Möglichkeit ausnutzen, dich mit seinen Schlägen zu treffen. Aus diesem Grund ist technisches Sparring ein sehr guter Gradmesser zur Feststellung deiner Schwächen und Stärken.
Technisches Sparring und langsames Sparring ist ein guter Weg, um in das Sparring einzusteigen. Sparring-Neulinge sollten idealerweise mit langsamem Sparring beginnen, d.h. alles wird in einem langsameren Tempo gemacht, damit Sie sich an das Sparring gewöhnen können, es erlaubt ihnen auch, Tendenzen wahrzunehmen und zu erkennen, welcher Schlag kommen wird. Du spürst, dass dein Gegner bald den rechten Uppercut schlagen wird. Siehst du wie seine rechte Hand fällt? Die Chancen stehen gut, dass er einen Aufwärtshaken schlagen wird, wenn er ein orthodoxer Boxer ist, oder einen Haken, wenn er ein Linkshänder ist (technisch gesehen sollte man die Hand niemals fallen lassen, bevor man einen Haken schlägt, aber viele Leute tun das). Das ist nicht der richtige Weg, um jemanden zu trainieren. Man sollte ihn sein Selbstvertrauen aufbauen lassen, indem man das Sparring verlangsamt. Zu oft steht das Ego im Weg und die Betreiber von Kampfsportvereinen verlieren am Ende Kunden, weil die armen Teufel natürlich nicht zurückgehen wollen, nachdem sie im Ring von einem der Lokalmatadoren, die schon seit ein paar Jahren dort trainiert, blamiert wurden. An alle Boxvereine: wenn Sie einen Neuling in den Ring werfen, lassen Sie ihn wenigstens gegen einen anderen Neuling mit ähnlicher Erfahrung antreten, bis er sich eingearbeitet hat. Zumindest am Anfang, solange bis Sie den Charakter, die Psyche und die mentale Stärke Ihrer Schützlinge systematisch aufgebaut haben.
Technisches Sparring ist großartig, weil es dir erlaubt, eine Technik oder Schlagkombination nach der anderen zu üben. Wir bei Tayfun Sports beginnen mit unseren Klienten fast immer mit Runden, in denen nur zum Beispiel nur Jabs (linke Gerade) erlaubt sind. Es ist einfacher sich auf einen Aspekt zur gleichen Zeit zu konzentrieren, um dann von dort aus mit weiteren Techniken und Schlagkombinationen aufzubauen. Du könntest dann zum Beispiel nur mit der linken Hand weitermachen, also Jabs und Haken und dann den Jab und Cross schlagen. Wenn es eine bestimmte Bewegung gibt, die du üben möchtest, wie z.B. den Jab, den Pivot, den Haken, dann ist technisches Sparring die richtige und effektive Herangehensweise, um dies zu versuchen.
DISTANZGEFÜHL
Ein weiterer wichtiger Aspekt den du beim Sparring lernen wirst ist das Distanzgefühl. Du wirst schon sehr bald nach einigen absolvierten Sparringseinheiten lernen, wann du angreifen solltest und wann du besser keine Schläge verschwenden solltest, weil du nicht in der richtigen Reichweite zu deinem Gegner stehst.
Ein kleiner Tipp: versuche einen Abstand von etwa anderthalb Schritten zu deinem Gegner zu halten. Dann bist du einerseits in der optimalen Reichweite, um zum Schlag anzusetzen und andererseits hast du genügend Abstand, um mit einem Schritt nach hinten oder einer Kopfbewegung zur Seite einem Schlag deines Gegners auszuweichen oder gar zu kontern.
FOKUS
Sparring schult deine Konzentration und deinen Fokus. Wenn du in einem Kampf den Fokus verlierst, wirst du mit ziemlicher Sicherheit schnell von deinem Gegner überrumpelt. Je mehr Sparringseinheiten du absolvierst, desto souveräner wirst du auf ankommende Schläge reagieren und diesen mit ein wenig Übung auch rechtzeitig ausweichen.
Sparring ist großartig, um dir Disziplin und kontrollierte Aggression beizubringen. Es ist kein Straßenkampf oder ein Test, um zu sehen, wer den größten Schlag landen kann. Es geht darum dir beizubringen, ruhig zu bleiben, selbst wenn du getroffen wirst, denn wenn du im Ring einen Straßenkampf versuchst, dann ist es am wahrscheinlichsten, dass du von einem heftigen Schlag erwischt wirst und K.O. gehst.
Boxen ist großartig für das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen. Du kannst es auf die nächste Stufe deiner persönlichen Entwicklung bringen, indem du in den Ring steigst und dich mit deinem Sparringspartner in einem fairen Kampf misst. Es gibt keinen schnelleren Weg, sich zu verbessern und Fortschritte zu machen als das Sparring. Es wird dich auf eine positive Art und Weise dazu zwingen, deine Fähigkeiten zu schärfen und jedes deiner Fähigkeiten zu nutzen.
SAFETY AND RESPECT FIRST!
Achte immer darauf, dass du die richtige Schutzausrüstung trägst und dass deine Sparringseinheit von deinem Trainer/Coach beaufsichtigt wird. Es muss immer ein erfahrener Trainer darüber wachen, was vor sich geht, damit er dich aber auch deinen Sparrringspartner anleiten kann. Er sieht das Geschehen aus einer anderen Perspektive und kann dich anweisen, ob du dich ein wenig zurückziehen oder mehr Kraft aufwenden solltest.
In diesem Sinne, wünsche ich dir viel Spaß und Erfolg im Sparring.
