GRUNDLAGEN DER MOTIVATION - BATOUSAI

in guter Coach muss den Unterschied zwischen extrinsischer und intrinsischer Motivation verstehen und abwägen, welche Art für seine Athleten sinnvoller ist. Trophäen, Medaillen, Geld, Lob und Reisen zu einem Turnier sind Beispiele für extrinsische Belohnungen – das heißt, sie werden den Sportlern von anderen zur Verfügung gestellt, oder von außen. Intrinsische Belohnungen sind die Gefühle, die innerlich befriedigend sind, wenn Athleten Sport treiben. Spaß zu haben und sich kompetent und erfolgreich zu fühlen, sind intrinsische Belohnungen. Extrinsische Belohnungen wie die Anerkennung durch andere, von anderen und Trophäen können starke Motivatoren sein, aber mit der Zeit können diese Belohnungen an Wert verlieren, da sich der Athlet möglicherweise daran gewöhnt. Das Schöne an intrinsischen Belohnungen ist, dass sie im Gegensatz zu extrinsischen sich selbst verstärken; das heißt, ein Trainer/Coach muss diese nicht bereitstellen. Und dazu ist ein Coach auch nicht in der Lage, weil der Athlet diese, von innen heraus brennende Motivation selbstständig entwickeln und kultivieren muss, um ein leistungsstarker Sportler sein zu können.

Trainer, die große Motivatoren sind, wissen, dass sie die Athleten nicht motivieren. Stattdessen schaffen sie die Bedingungen oder das Klima, in dem Athleten sich selbst motivieren. Und sie nutzen geschickt extrinsische Belohnungen ein, um die intrinsische Motivation aufzubauen. Wenn Athleten es nicht schaffen intrinsische Belohnungen wie Spaß oder Selbstwertgefühl aufzubauen, verlieren sie schnell die Motivation zu trainieren und werden wahrscheinlich aufgeben. Aus diesem Grund sind intrinsische Belohnungen die besten Motivatoren auf lange Sicht gesehen. Lassen Sie uns nun die zwei wichtigsten intrinsischen Belohnungen näher betrachten: Spaß und Selbstwertgefühl.

DAS BEDÜRFNIS, SPASS ZU HABEN

Warum trainieren Menschen? Ich spreche nicht nur von Krafttraining, Fitness, Kampfsport etc., sondern auch von Mannschaftssportarten jeglicher Art. Die Frage, was Menschen zum Spielen motiviert, fasziniert Philosophen und Wissenschaftler gleichermaßen seit Jahrhunderten. Wir wissen erst seit etwa einem Jahrzehnt warum. Jeder von uns wird mit dem Bedürfnis nach einem gewissen Maß an Stimulation und Aufregung geboren – was die meisten von uns einfach Spaß nennen.

OPTIMALE AKTIVIERUNG

Wenn unser Aktivitätsniveau zu niedrig ist, wird uns langweilig und wir suchen nach körperlicher und/oder mentaler Stimulation. Wir nennen das Spielen, wenn der primäre Zweck der Stimulation ist, Spaß zu haben. Manchmal jedoch, wenn wir uns in stressigen oder anspruchsvollen Situationen wiederfinden, führt dies zu einem sehr hohen Aktivitätsniveau, und wir werden ängstlich oder nervös. Dann versuchen wir unser Aktivitätsniveau zu senken, wie auch immer wir das anstellen mögen. Mit anderen Worten: Menschen haben ein Bedürfnis nach einem optimalen Maß an Aktivität oder Stimulation – nicht zu wenig und nicht zu viel. Dieses optimale Aktivitätsniveau unterscheidet sich von Person zu Person. Wir alle kennen Menschen, die anscheinend erst so richtig bei extrem hoher Stimulation aufblühen und andere, die mit deutlich weniger zufrieden sind.

DAS FLOW-ERLEBNIS

Warum ist ein optimales Aktivitätsniveau so erstrebenswert?
Die Antwort liegt darin begründet, wie wir uns fühlen, wenn wir dieses optimale Niveau erleben, was Mihaly Csikszentmihalyi (Jackson und Csikszentmihalyi 1999) die “Flow-Erfahrung” nennt. Flow tritt ein, wenn wir völlig in eine Aktivität eintauchen; wir verlieren unser Zeitgefühl und haben das Gefühl, dass alles genau richtig läuft, weil wir weder gelangweilt noch ängstlich sind. Die Flow-Erfahrung ist so erfreulich, dass sie intrinsisch lohnend ist.
Wenn wir den Flow erleben, ist unsere Aufmerksamkeit so intensiv auf die Aktivität gerichtet, dass die Konzentration, der Fokus sich automatisch ergibt. Wenn wir im Flow sind, sind wir nicht selbstkritisch, weil unsere Gedanken völlig auf die Aktivität konzentriert sind. Weil wir uns weder gelangweilt noch bedroht fühlen, haben wir die Kontrolle über uns selbst und unsere Umgebung. Eine mir bekannte Hochleistungssportlerin erklärte mir diesen Zustand folgendermaßen in eigenen Worten:

“Man ist so sehr in das involviert, was man tut, dass man sich selbst nicht als getrennt vom Spiel betrachtet.”

Das Flow-Erlebnis ist so erfreulich, dass es intrinsisch motivierend ist. Wir werden uns aus keinem anderen Grund auf Aktivitäten einlassen, als um Flow zu erleben. Wenn Sport Athleten auf einem optimalen Niveau energetisiert und stimuliert, entdecken sie die Freude am Sport. Wenn Sport die Athleten unterstimuliert, werden sie gelangweilt; wenn Sport sie überstimuliert, fühlen sie sich bedroht. Wenn Sie jemals beobachtet haben, dass eine Mannschaft sich zusammenzieht, beispielsweise bei einem Fußballspiel, wenn sie einem starken Gegner gegenübersteht, könnte es sein, dass diese Mannschaft zu viel Aktivierung erfahren hat.

Herausragende Coaches haben es sich zum Prinzip gemacht, Bedingungen zu schaffen, die Athleten weder langweilen (zu wenig Aktivierung) noch bedrohen, bis sie sich ängstlich fühlen (zu viel Aktivierung). Hier sind einige Möglichkeiten, wie professionellen Coaches dies bewerkstelligen:

  • sie passen den Schwierigkeitsgrad der zu erlernenden oder auszuführenden Fertigkeiten an die Fähigkeiten und das Leistungsniveau ihrer Athleten an. Das Bestreben ist, dass die Aufgabe schwierig genug ist, um eine Herausforderung darzustellen, aber nicht so schwierig, dass sie dem Athleten keine Chance auf Erfolg bietet. Denn wenn die individuellen Fähigkeiten der Athleten hoch sind, aber die Herausforderung niedrig ist, werden sie sich langweilen. Wenn die individuellen Fähigkeiten der Sportler gering sind und die Herausforderung hoch ist, werden sie Angst bzw. Nervosität empfinden. Wenn die Fähigkeiten der Athleten jedoch einigermaßen nah an der Herausforderung liegen, werden sie eher einen Flow erleben und Spaß bei der Ausführung haben.
  • sie vermeiden ständige Anweisungen an Athleten während sie die Übungen ausführen. Sie geben den Klienten Zeit, in der sie nicht auf den Coach achten müssen, damit sie sich in die Aktivität vertiefen können. 
  • sie bewerten ihre Athleten nicht ständig. Das Flow-Erlebnis kann nicht eintreten, wenn die Athleten ständig bewertet werden oder dazu gebracht werden, sich selbst zu bewerten – egal, ob die Bewertung positiv oder negativ ist. Es gibt eine Zeit für die Bewertung, aber nicht, wenn das Training oder der Wettkampf läuft.
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